Ein Chinese in Pfungstadt Karl Xen Tan

Was Karl Xen Tan in seinem Beruf anpackt, hat Hand und Fuß." Das sagt Heinz Patrzalek von der Metzgerei Feldmann in Pfungstadt. Berichtet er weiter von dem jungen Chinesen, der vor gut drei Jahren als Achtzehnjähriger aus Malaysia nach Deutschland kam, um in dem familiengeführten Traditionsbetrieb eine Ausbildung zum Metzger zu machen, kommt er richtig ins Schwärmen. „Der ist so was von gut, immer wissbegierig und engagiert", so Patrzalek. Deshalb wurde Xen Tan wohl auch kürzlich als Innungsbester Lehrling der Fleischerinnung Darmstadt bei der Freisprechungsfeier in Groß-Umstadt ausgezeichnet. Sein berufliches Können hat Xen Tan den Juroren etwa beim Ausbeinen der Rinderpistole (Hinterviertel vom Rind), mit einer weißen Fleischwurst, gefüllten Poularde, Grillplatte, Canapés und zwei küchenfertigen Erzeugnissen (Rollbraten und Fleischzöpfen) nachgewiesen. „Auch in der Theorie konnte Karl glänzen", freut sich Heinz Patrzalek über die Leistungen des Auszubildenden. Für den 21 Jahre alten Asiaten kommt das vor wie ein Märchen, denn vor drei Jahren bei seiner Ankunft in Deutschland sprach Karl Xen Tan kaum ein Wort Deutsch. Einige Begriffe hatte er in einem Schnellkurs gelernt, nachdem er erfahren hatte, dass er seine Ausbildung zum Metzger in Deutschland absolvieren könnte. Die Kontakte hatte sein Vater, der in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, eine Wurstfabrik besitzt, über Georg Völker, den ehemaligen Berufsschullehrer von Heinz Patrzalek geknüpft. Der lebt seit seiner Pensionierung in Asien und erinnerte sich an seinen ehemaligen Schüler und seine berufliche Qualifikation. In Pfungstadt angekommen, wurde Xen Tan von den Patrzaleks in die Familie aufgenommen, hat dort seitdem sein eigenes Zimmer. Alexander Patrzalek, Sohn von Heinz und Jutta Patrzalek (geborene Feldmann) nahm ihn, was die Ausbildung angeht, unter seine Fittiche. Damit hatte Xen Tan einen guten Lehrmeister, denn Alexander Patrzalek war auch schon Innungsbester Lehrling. Obwohl Karl Xan Tan vor allem am Anfang sehr zurückgezogen lebte und sich nach getaner Arbeit meistens auf sein Zimmer zurückzog, lernte er schnell Deutsch. Die Sommerurlaube nutzte er, um seine Familie in Malaysia zu besuchen. Jetzt gilt seine ganze Aufmerksamkeit der Hessenmeisterschaft der Fleischerinnungen, die am 26. September in Kassel entschieden wird. „Dann ist nur die Praxis gefragt, was Karl sicher zugute kommt", sagt Heinz Patrzalek. Der junge Metzgergeselle hat von seinem weiteren beruflichen Werdegang klare Vorstellungen: Im kommenden Jahr den Meisterbrief erwerben und dann zurück in den väterlichen Betrieb nach Kuala Lumpur. Vielleicht wird er aber in Deutschland zuvor noch seinem Hobby, dem Badminton nachgehen. Immerhin gehörte er in seiner Heimat dem Kader der Junioren-Nationalmannschaft an. Und da stellt sich noch die Frage: „Wie kommt ein Chinese, der in Malaysia aufwächst, zu dem Vornamen Karl?" Sie ist schnell beantwortet. Karls Vater, ein begeisteter Fan des deutschen Fußballs, schwärmte in den neunziger Jahren vor allem für den damaligen Kapitän der Nationalmannschaft, Karlheinz Rummenigge. Als dann ein Sohn zur Welt kam, war die Frage nach dessen Vornamen schnell beantwortet.